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Hinter den Kulissen
17.03.2021

Fertig ist der Lack – Einblicke in die Arbeit unserer Lackierer:innen im Werk Steinhausen

Unsere S-Bahnen erstrahlen alle in schönem Rot. Ist euch aber schon mal aufgefallen, dass die Farbe der unterschiedlichen Züge leicht variieren kann? Wie kommt die Farbe überhaupt auf die Züge? Und wird sie immer wieder aufgefrischt? Wir haben uns im Werk Steinhausen mal ein bisschen umgesehen und uns mit Teamleiter André und zwei seiner Mitarbeitenden über die Tätigkeiten als Lackierer:in unterhalten. Und einiges Interessantes über den Prozess erfahren… 

Rot, Rot, Rot sind (fast) alle meine Farben 

Das Rot der S-Bahn erkennt man überall. Doch es muss gut vor äußeren Einflüssen geschützt werden, damit es möglichst lang satt erstrahlen kann. Durch die hohe Leistung unserer S-Bahnen, immerhin rund 20,9 Mio. Kilometer jährlich, kann der Lack und somit die Farbe schonmal etwas verblassen. Gerade äußere Einflüsse – Sonneneinstrahlung, Steinschläge oder auch Graffiti – können sich mit der Zeit auch optisch bemerkbar machen. Dafür gibt es dann André und sein Team. Im Werk in Steinhausen kümmern sie sich um die Lackierung der roten Riesen. Die vier Mitarbeitenden sind nicht allein für den Lack auf unseren Zügen zuständig, sondern sind außerdem auch Klebefachkräfte und Schweißer:innen. Wenn Ausbesserungen am Lack nötig werden, sind sie die Expert:innen. André ist seit 1991 bei der S-Bahn und hat an verschiedenen Stationen, unter anderem als Schlosser, gearbeitet. Mittlerweile ist er als Teamleiter tätig. Vor Ort bekommen wir Warnweste und einen Schutzhelm – das muss sein. Und dann schlängeln wir uns zwischen den vielen S-Bahnen zu einem Zug durch, der gerade an einigen Stellen einen neuen Anstrich bekommt. 

S-Bahn oder Wohnzimmerwand – beides ist echte Handarbeit

Wir löchern André bei unserem Besuch. Wird die S-Bahn turnusmäßig komplett neu gestrichen? Wie wird das gemacht und wie lange dauert das dann so? Tatsächlich ist es nicht so, dass jede S-Bahn alle paar Jahre einmal komplett lackiert wird. Wenn neuen Fahrzeuge von den Herstellern ausgeliefert werden, sind sie bereits fertig lackiert. Vor Ort werden im Laufe der Zeit dann nur noch einzelne Stellen ausgebessert oder erneuert. Das Auftragen der drei verschiedenen Farben – rot, weiß und grau – ist dabei echte Handarbeit. Nachdem die zu behandelnde Stelle abgeschliffen wurde, trägt das Team den Lack manuell mit Schaumstoffrollen auf. Vergleichen könnt ihr das grob mit dem Streichen eures Wohnzimmers. Und wie einige sicher aus Erfahrung wissen, braucht das seine Zeit. Gerade und genau abkleben, Schicht für Schicht auftragen, trocknen lassen. „Eine ganze S-Bahn per Hand zu lackieren würde ewig dauern. Deswegen bessern wir nur die Stellen aus, an denen der Lack etwas gelitten hat oder beschädigt ist.“ Ähnlich wie zu Hause werden nämlich all diese Schritte auch hier im Werk Steinhausen befolgt. Abkleben, abschleifen, Grundierung auftragen, Farblack auftragen, immer wieder trocknen lassen.

Lack, der bis zu zehn Jahren hält

„Bei den neueren, modernisierten Modellen müssen wir am Ende des Prozesses auch immer noch einen Klarlack auftragen. Der ältere Lack hatte noch eine andere Zusammensetzung und hatte eine Art Eigenglanz, beim neueren Lack ist dies eine separate Schicht. Deshalb variieren die Farben bei den unterschiedlichen Zügen bzw. Typen manchmal etwas.“ Bis der Lack trocknet dauert es bis zu 16 Stunden und eine ganze Woche lang darf die S-Bahn anschließend außen nicht gereinigt werden. Sonst würde direkt wieder alles abgehen. „Das Gute ist, dass der Lack von bis zu zehn Jahre hält. Wenn es keine Schäden gibt, kann die S-Bahn lange ohne neuen Anstrich fahren.“ Ausgebessert wird übrigens nicht nur dort, wo ihr ihn direkt sehen könnt, sondern auch auf der Unterseite unserer S-Bahnen. Warum ist da die Farbe wichtig, fragt ihr euch? 

Die Farbe dient als Schutzschild 

Auch „untenrum“ dient der Lack als Schutzschicht vor Umwelteinflüssen. Denn denen ist eine S-Bahn und deren verbauter Technik an der Unterseite auf der Strecke immer ausgesetzt. Steinschläge, Äste oder kleinere Gegenstände auf den Gleisen – dagegen fungiert der Lack unter der S-Bahn als Schutzschicht. Und auch gegen Rost hilft der Lack – „unten- und obenrum“, wie beim Auto auch. Leider ist die schöne Schutzschicht unserer S-Bahnen immer wieder Vandalismus, zum Beispiel durch Graffiti, ausgesetzt. Ein ziemlich kostspieliges Ärgernis für die Lackierer:innen und insgesamt für die S-Bahn. Denn je nachdem, mit welcher Farbe das Graffiti aufgetragen wird, frisst es sich tief in den Lack und kann leider nicht mehr durch eine normale Reinigung entfernt werden. Ist das der Fall, kommt die S-Bahn vom Putztrupp zum Lackiertrupp und die Stellen müssen komplett, aufwändig und kostenintensivbehandelt werden. „Die Farbe ätzt sich oft in den Lack und ist fast nicht mehr zu entfernen. Wir brauchen viel Farbe, um alle Reste zu behandeln und zu übermalen.“ Doch egal was der Auslöser für die Ausbesserungen war: Ist die S-Bahn fertig lackiert, geht es für sie wieder auf die Schienen. Fertig ist der Lack!